Methoden: Achtsamkeit

Viele psychologische und philosophische Schulen gehen von der These aus, dass ein großer Teil von Wahrnehmung und Verhalten (also auch von Symptomen) sich ständig wiederholenden Gesetzmäßigkeiten unterliegen; sei es in der Skripttheorie nach BERNE, dem Lebensstilkonzept nach ADLER oder der Theorie der generellen Wiederholungstendenz nach FREUD. In der Verhaltenstherapie wird Verhalten erlernt (konditioniert und operant aufrechterhalten) und in der Gestalttherapie streben wir nach „sich schließenden Gestalten“. Dabei dienen mehr oder minder „bewusstlose Automatismen“ als Grundlage, Wertungen und Bewertungen von Geschehnissen Altbekanntem zuzuordnen. Dadurch entstehen Erklärungsschemata, die uns in unserem Bewusstsein „Sicherheit“ geben, oftmals jedoch in Symptomen münden.

Physiologisch betrachtet macht es Sinn, dass das Gehirn nach „Automatisierungsprozessen“ strebt. Sie verbrauchen weniger Glukose und Sauerstoff, als wenn Prozesse immer wieder bewusst neu erlernt oder beurteilt werden müssten und damit wesentlich mehr Hirnareale aktiviert werden. Ziel ist es, aus den Automatismen herauszukommen und wieder mehr im Hier und Jetzt bei sich selbst zu sein.

Über verschiedene Übungen, die alle aus der buddhistischen Tradition stammen, lernen wir wieder, uns im „Hier und Jetzt“ mehr gewahr zu werden und uns der Gegenwart mit ihren gestalterischen Möglichkeiten zuzuwenden. Als Grundhaltung dient dabei die absichtslose, wertneutrale Wahrnehmung und Akzeptanz von dem was IST. Durch viele kleine Variationen im alltäglichen „Automatisierungsverhalten“ lernen wir, uns wieder bewusster uns selbst anzunähern, unsere Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte wahrzunehmen und (vielleicht?) umzusetzen.

Methoden: Hypnotherapie

Ist die Hypnotherapie bereits in weiten Teilen, vor allem im englischsprachigen Raum, längst zu einer festen Größe gewachsen, kämpft sie im deutschsprachigen Raum immer noch gegen Vorurteile und falsche Vorannahmen. Dabei entsteht zumeist das Bild eines aktiven Manipulators (Therapeut) und eines willenlosen, passiven Opfers (Patient), welches ein Symptom „weg haben will“. Allerdings passt die Arbeit des Begründers der „neuen Hypnotherapie“ Milton H. Erickson so gar nicht in ein System pathologisierender, defizitärer Denkschemata.

Das Unbewusste – was immer das sein mag – wird in der Hypnotherapie nicht als ein dunkler Sumpf von Verdrängung (sexueller) Wünsche und als Hort des Triebes und der Todessehnsucht gesehen, sondern als ein Pool kreativer Möglichkeiten und Ressourcen. Auch das Symptom wird nicht definiert als „Krankheit, die man wegmachen muss“, sondern vielmehr als eine „Information des Unbewussten“, ein „Lösungsversuch, der aber scheitert oder vom Bewusstsein nicht verstanden wird“, weil er zum Leid führt. In der Hypnotherapie hat das Symptom eine Funktion oder eine Aufgabe. Es wird dabei als gleichwertige Wirklichkeit angesehen, wie das „Nicht-Vorhandensein“ von Symptomen. In der Hypnotherapie sind systemisches und konstruktivistisches Gedankengut direkt und indirekt miteinander verwoben.

Ericksons geniale Interaktionsfähigkeit und Sprachgewandtheit wurde von seinen Schülern in tausenden von Schriften festgehalten und systematisiert, lehr- und lernbar gemacht. Nicht das „Warum ist das so?“ ist hierbei wichtig, sondern das „Wie kann ich’s ändern?“ steht an erster Stelle.

In der Hypnotherapie geht es daher vor allem darum, Menschen den Zugang zu ihren eigenen Ressourcen wieder zu ermöglichen. Dabei werden zumeist indirekte Formen der sogenannten Alltagstrance genutzt, aber auch systematisch geführte Tranceprozesse kommen zum Einsatz. Der Klient bleibt dabei völlig bewusstseinsklar und handlungsfähig. Das heißt, er selbst übt letztendlich die Kontrolle darüber aus, wie tief oder weit er in Trance gehen möchte.

So lassen sich hypnotische Heilrituale bis in die Frühgeschichte der Menschheit verfolgen und finden sich bis heute in vielen Ausdrucksformen wieder. Tanzen, Malen, Autofahren oder die Befindlichkeit kurz vor einer Prüfung werden bereits als „Trancezustand“ angesehen.

Wer kennt nicht die elenden zwei Minuten, in denen sich der Zahnarztbohrer mit einem kreischenden Geräusch in den Zahnschmelz fräst: Die zwei Minuten, die sich anfühlen, als gingen sie nie vorbei... Haben Sie gerade Ihr Gesicht verzogen? Hatten Sie gerade einen körperlichen Impuls? Schon hier sind Sie einem (unangenehmen) Trancephänomen erlegen.

Wenden Sie sich etwas Positivem zu: Wer hat noch nie ein im Spiel versunkenes Kind beobachtet – es scheint völlig entrückt zu sein, ganz in seine eigene, verträumte Parallelwelt eingetaucht... Oder wenn wir einen spannenden Kinofilm sehen und die zwei Stunden vergehen wie „im Fluge“, so als habe der Film nur 45 Minuten gedauert... Vielleicht ein netter Mann oder eine nette Frau an Ihrer Seite... Sie kommen sich näher... die ersten Berührungen, das Herz schlägt, Schmetterlinge breiten sich aus, ein warmes wohliges Gefühl durchströmt Ihren ganzen Körper... Angenehm? Entstehen Bilder und Gefühle? Werden Erinnerungen wachgerufen, die mit einem Gefühl gekoppelt sind? Diese sind ebenfalls bereits Trancephänomene, die eigentlich jeder kennt und nutzt – nur leider (noch) viel zu selten zum Positiven.

Methoden: Systemische Therapie

Unser traditionelles, abendländisches Wissenschaftsweltbild wurde 1686 durch Isaak Newton begründet. Sein Werk, die „Principia“, enthielt die Grundgesetze der Bewegung und das universelle Gesetz der Gravitation. Universalität und ewiger Charakter stellten ihre ehernen Grundpfeiler dar. Im Prinzip sollte alles durch unwandelbare, allgemeine Gesetze erklärbar sein. Diese Gesetze sind zeitunabhängig, d.h. wenn die Anfangsbedingungen gegeben sind, bestimmen sie für alle Zeiten das System. Alles ist aus einfachen kleinsten Teilchen zusammengesetzt und Aufgabe der Forschung ist es somit, die Objekte mikroskopisch zu zerlegen. Der Mensch als Beobachter sollte idealerweise in der klassischen Dynamik keine Rolle spielen und insbesondere durch seinen Standpunkt in der Welt keine verfälschenden Einflüsse auf objektive Messungen und reine Erkenntnis ausüben (PRIGOGINE & STENGERS, 1986).

In dieser gedanklichen Konstruktion erleben wir die Welt als linear, basierend auf Ursache-Wirkungs-Prinzipien. Diese Linearität beschreibt jedoch nur einen kleinen Raum unseres Seins und der Wahrnehmung von Realität. Wir kreieren unsere Wirklichkeit auf vielschichtige Arten und Weisen und wir bewegen uns eher in nicht-linearen und chaotischen Zuständen, als in Geordnetem und Vorhersehbarem oder Vorhersagbarem.

EINSTEINs Relativitätstheorie, die Quantenphysik von HEISENBERG / BORN / JORDAN, die gegenteiligen Erkenntnisse von SCHRÖDINGER, die Betrachtungen aus der Chaostheorie, der Kybernetik (HEINZ VON FOERSTER), der Selbstorganisation oder die Autopoieses (Selbstreferentialität, Ordnungen im Chaos etc. pp. siehe MATURANA, LUHMANN) führten im Laufe der Zeit zu einer veränderten Betrachtungsweise von Welt, Sein, Individuum, Verhalten, Symptomen. In der letzten Zeit findet zudem wieder eine interdisziplinäre Verschmelzung statt, in der neben den hier relevanten Disziplinen Psychologie und Philosophie mehr und mehr die Neurobiologie, Medizin, Physik und Biochemie ihren ebenbürtigen Platz finden. Zudem bringen die Erkenntnisse der Astrophysik neue Denkansätze in der Beantwortung existentieller Fragen.

Forschungen am Max-Plank-Institut durch Haynes verweisen darauf, dass Menschen viel unbewusster (und nach einem unsichtbaren Plan) handeln, als es ihnen klar ist. Dies würde zudem BERNES TA-Konzept des „Skriptes“ belegen. Die Diskussion: „Wie frei ist unser Wille wirklich?“ findet momentan in vielen Disziplinen statt und hat sogar Einzug in die Juristerei gefunden.

Philosophen, Psychologen und Therapeuten wie HUSSERL, VIRGINIA SATIR, BOSZNORMENYI-NAGI/SPARK, HELLINGER, die „Mailänder Schule“, die „Weinheimer Schule“ und die „Heidelberger Schule“ bildeten die Grundlagen der (teilweise sich widersprechenden) systemischen Denkansätze, die in der systemorientierten Psychotherapie zu finden sind. In Verbindung mit konstruktivistischen Ansätzen (WATZLAWICK) und der Hypnotherapie (MILTON ERICKSON) entsteht daraus ein Pool breitgefächerter kreativer hypnosystemischer Arbeitsweisen.

Methoden: Verhaltenstherapie

Im Gegensatz zu den großen tiefenpsychologischen und gesprächspsychologischen Schulen handelt es sich bei der Verhaltenstherapie eher um eine Methodensammlung verschiedenster Instrumentarien zur Behandlung von belastend erlebtem Verhalten. Das problematische Verhalten wird in erster Linie als Ergebnis von Lernprozessen gesehen, die durch die Verwendung von Verhaltens- und Lernprinzipien verändert werden können. Zur Behandlung von z.B. allgemeinen Angststörungen, Phobien und Zwängen, Depressionen, Essstörungen, psychosomatischen Störungen bis hin zu Persönlichkeitsstörungen (z.B. Borderline- Persönlichkeitsstörungen) kann die Verhaltenstherapie ein breites Spektrum an Instrumentarien zur Verfügung stellen.

Neben der grundlegenden kognitiven Verhaltenstherapie nach BECK kommen hier Selbstverbalisation nach MEICHENBAUM oder RET nach ELLIS zum Einsatz. Euthyme Therapie (Genusstherapie nach LUTZ), Kontingenzmanagements oder Kommunikation- und Kompetenztrainings, Rollenspiele bis hin zu konfrontativen Verfahren zur Behandlung von Ängsten, Phobien und Zwängen wie Reaktionsverhinderung, die systematische Desensibilisierung oder Flooding können Anwendung finden.

Seit der so genannten „3. Welle der Verhaltenstherapie“ finden sich vermehrt tiefenpsychologische Ansätze und Aspekte der Transaktionsanalyse in der Schematherapie nach YOUNG wieder. Zudem hielten die vor allem aus der buddhistischen Lehre und Meditationspraxis stammenden verschiedenen Achtsamkeitsansätze Zugang in die psychotherapeutische Arbeit (KABBAT-ZINN, BROWN & RYAN, BISHOP et al). Einen weiteren erfolgversprechenden Ansatz findet man in der Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT).